Montag, Mai 07, 2007

Zeit der tauben Nüsschen

Frankreich habe gewählt, und zwar einen Präsi. Den Sarkozy Nicolas gar, von Freund wie Feind "Sarko" genannt (und nur von Unwissenden "Nikolaus"), begeisternder law-and-order-Proll, Hobbygenetiker mit Vorliebe zur "Biologisierung" von "Verhaltensstörungen", demagogischer Populist und fundierter Kathole mit Hang zum Kulturkrieger. Alles in allem ein toller Typ, und die Wahl gehe in Ordnung - so zitiert der Spiegel die Weltpresse. Doch das Einzige, was diese Presseschau belegt, ist der desolate Zustand der Journaille. Beispiele?

"Die Franzosen haben in voller Kenntnis der Dinge Nicolas Sarkozy gewählt, damit Frankreich sich von Grund auf ändert", so die Pariser La Tribune. Ein wichtiger und überfälliger Sieg für die Demokratie, war dies doch die weltweit erste Wahl der Geschichte, in der alle Wählenden tatsächlich wußten, wofür genau sie ihre Stimme abgeben. Haben denn auch Leute "in voller Kenntnis der Dinge Nicolas Sarkozy" nicht gewählt? Achwodenkste.

Sarko, "der gern mit deftigen Worten Recht und Ordnung predigt und im ersten Wahlgang dem rechtsextremen Le Pen geschickt Stimmen abnahm" (Die Presse, Wien), ist wohl ein ehrwürd'ger Spitzbub, ein gewieftes Schlitzohr, bravo. Dir, Die Presse, gehört die Satire-Lizenz entzogen.

Die Neue Züricher Zeitung verlautet: "Mit Sarkozy hat der kompetenteste der insgesamt zwölf Bewerber die Wahlen gewonnen. Das war sehr wichtig, denn dem neuen Staatsoberhaupt steht ein äußerst schwieriger Job bevor." Wie einfach es doch ist, von der Journaille kompetent geredet zu werden. Es genügt, den law-and-order-Vorschlaghammer auf Minderheiten donnern zu lassen. (In ähnlicher Weise verfährt man hierzulande gern mit CDU-Einzeizern, aber das nur in Klammern.)

Und so weiter und so doof. Sarko muß man einfach lieben.

2 Kommentare:

  1. schlimmer waren die Medien in Deutschland. Im ZDF und auf Phönix war die größte Sorge, ob Sarko die Deutschen denn auch ganz doll lieb hat und jubilierte gar als der Frankreichkorrespondent orakelte, die Verteidigungsministerin könne gar Außenministerin werden...und die liebt Deutschland noch viel doller, als der Sarko. Das war Balsam auf die Seele.
    Man sollte den Nachbarn zukünftig empfehlen immer die Gesinnung zu prüfen, ob der/die Kandidat/in auch ausreichend Deutschfreundlich ist.

    Viele Grüße
    Motta

    AntwortenLöschen
  2. Ja, die deutsche Journaille ist eine besondere.

    AntwortenLöschen