Montag, Oktober 16, 2006

Armut an Armut schuld

Acht Prozent der deutschen Bevölkerung gehören laut neueste Studien einer gesellschaftlichen Unterschicht an. Vier Prozent im Westen 20 Prozent im Osten: insgesamt über sechs Millionen Menschen. Diese Menschen empfinden ihr Leben oftmals als „gesellschaftlichen abstieg“, ihre Bildung sei einfach. (Europolitan)

Da rumort es selbstverfreilich kräftig in der SPD-"Linken" (die doch geschlossen in der WASG aufgegangen sein sollte):
In der SPD ist nach der Veröffentlichung der Studie ein Streit über die Ursachen entbrannt. Bei der SPD-Linken ist nunmehr Alt-Kanzler Gerhard Schröder ins Visier der Anschuldigungen geraten.
Er und Hartz IV. Ist ja synonym.

Da hatte aber auch wirklich niemand mit rechnen können: Hartz IV macht die Armen ärmer. Boah.

Die SPD-Elite jedenfalls (also die komplette SPD minus drei, vier Nullchecker namens "SPD-Linke"), in Personalunion von Bussi-Beck, möchte nicht von Unterschicht sprechen, denn das suggeriert wohl eine aussichtslose Lage.

Hochwohlverlogene SPD, stell dir mal einen Kuchen vor, zum Beispiel ein Bienenstich. Der besteht, so muß das sein, aus einem Boden, einer Schicht Vanillecreme, und einem oberen Boden mit Mandelsplittern. Hilft es dem unteren Boden, wenn man ihn Vanillecreme nennt? Ach, das ist dir egal?

Man muß kein Anhänger marxistischer Klassenlehre sein, um die einfache Tatsache, daß es besser, schlechter und ganz schlecht Gestellte gibt, zu bemerken. Wenn man sich zudem noch eine Mitschuld an der Spreizung der Schere geben muß, verläßt die Ablehnung des Begriffs "Unterschicht" mit Schallgeschwindigkeit den euphemistischen Bereich und landet in der Propaganda.

Da wäre dann noch das Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung. Dessen Oberspackel Jürgen Kocka (SPD-Mitglied) verbreitet über den Deutschlandfunk:
Was sich, denke ich, geändert hat, ist, dass eine unterste Schicht von Personen, die lange arbeitslos sind, die möglicherweise auch keine Schulbildung haben und die daran gewöhnt sind, von nicht sehr komfortablen aber erträglichen Einkünften aus Transferleistungen, also vom Staate, zu leben, plus einige Nebeneinkünfte, dass die sich heute vermutlich stärker eingerichtet haben in ihrer Situation, als das vor 50 oder gar vor 100 Jahren der Fall war.

Auf Deutsch: die Arbeitslosen sind zu faul, zu satt, zu verwöhnt. Das übliche, von keinerlei empirischen Daten zu bestätigende Gesülze. Fünf plus Dunkelziffer Millionen Arbeitslose, das wären dann fünf plus Dunkelziffer Millionen faule Säcke, die - obwohl es Arbeit gäbe - lieber zuhause rumhängen und Daily Soaps glotzen. Und alle, alle wären faule Säcke, denn die, die Arbeit wollen, bekommen auch eine. Logisch?

Kacke, Kocka. Setzen, sechs. Und das nächste Mal, wenn du wieder mit aller Gewalt das seit Anbeginn festgeschriebe Forschungsziel deines Wissenschaftszentrums in die Welt furzen möchtest: vorher den Popo abputzen, dann gibt es weniger Geschmiere.

2 Kommentare:

  1. nichts erfrischt mehr als eine geschmeidige Tautologie. Ich steh sogar manchmal nachts auf und hohl mir eine aus dem Kühlschrank.

    was wirklich tierisch nervt ist dieses Dauergefasel von den faulen Arbeitslosen.
    Daß man denen aber auch nicht bei kommt. Mich beschleicht immer mehr der Eindruck, daß das nur mit der Haltung Arbeitsunwilliger in Kasernen oder Sommercamps zu lösen ist. Zumindest scheinen SPD, CDU, FDP etc genau darauf abzuzielen.
    Letztens las ich irgendwo - war's Spiegel-online? -, daß es erstmal keine weiteren Strafmaßnahmen für HatzIV-Empfänger geben solle. Und ich dachte immer, daß HartzIV schon die Strafe sei.

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