Donnerstag, Oktober 26, 2006

Karikaturenstreit vor Eskalation

Ein dänisches Gericht wies die Klage von sieben islamischen Organisationen gegen die Zeitung Jyllands-Posten ab, wie CNN.com und Spiegel Online berichten.

So weit, so klar. CNN, im Gegensatz zum Spiegel, weist noch einmal höflich auf eine der Säulen der Aufregung:
Islamic law forbids any depiction of the prophet, even positive ones, to prevent idolatry.

Idolatry
, für unsere lieben SynchronisationsfanatikerInnen, bedeutet Götzenanbetung. CNN stellt also eine Anklagebegründung in den Raum, nur um sie im nächsten Halbsatz mit dem Vorschlaghammer wieder zu zertrümmern - die hohe Kunst des Journalismus.

Ein christliches Bildnisverbot existiert bekanntlich ebenfalls, nur beschränkt sich dieses auf die Gottheit selbst (da wohl die Kirchen um die Anziehungskraft von Heiligen- und Jesusbildchen auf den Pöbel wissen, sind diese erlaubt). Nun wäre es aber hochgradig albernst, für ein Comic wie dieses... ... auf der Basis des 1. Gebots vor Gericht zu ziehen. Höchstens religiöse Verunglimpfung wäre vorzuwerfen, aber warum sollen sich Nichtabergläubige an die Gesetze einer Religion - oder gar mehreren bis alle - halten? Also genug davon - wenn ein Moslem Mohammedbilder kritzelt, darf sich auf dieser Basis aufgeregt werden, ansonsten nicht.

Bleibt die vermutete Diffamierung und Beleidigung.
The lawsuit said the cartoons depict Mohammed "as belligerent, oppressing women, criminal, crazy and unintelligent, and a connection is made between the Prophet and war and terror."
heißt es bei CNN, und der Spiegel schreibt:
Die Zeichnungen würden die Ehre der Gläubigen kränken, weil der Prophet dabei "kriegslustig und kriminell" dargestellt werde und "eine klare Verbindung zwischen Mohammed, dem Krieg und dem Terrorismus" hergestellt werde, argumentierten die Kläger.

Nicht nur bei der Formulierung der Anklage ist CNN präziser:
Die Veröffentlichung der Karikaturen Ende September 2005 führte zunächst zu eher verhaltenen Protesten in Dänemark, die sich Anfang 2006 zu einer Welle der Empörung in der islamische Welt ausweiteten. Dabei wurden bei gewaltsamen Ausschreitungen unter anderem mehrere westliche Botschaften verwüstet.
beim Spiegel versus
The caricatures were reprinted in European papers in January and February, fueling a fury of protests in the Islamic world. Some turned violent, with protesters killed in Libya and Afghanistan and several European embassies attacked.
bei CNN. Spiegel-Leser wissen mehr, weshalb ihnen die Toten nicht mehr ins Gedächtnis gerufen werden müssen, und sie genau wissen, was mit "Welle der Empörung" gemeint ist.

Bleibt festzuhalten: Die Karikaturen zeichnen ein kampflustiges, frauenfeindliches, kriminelles, verrücktes und dummes Bild der Religion des Friedens und ihres Oberpropheten, und es wird eine Verbindung zum Terrorismus suggeriert. Dafür sollte man tatsächlich vor Gericht ziehen - ob der Islam kriminell, verrückt und dumm sein kann, ist noch nicht zur Gänze geklärt.

6 Kommentare:

  1. Wie ich sehe, bis Du Dir immer noch nicht sicher, welcher Religion Du Dich anschließt, aber schön, daß Du weiterhin kritisch bleibst, ich kenne doch Dein zutiefst religiöses Gemüt....

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  2. Das "In Wirklichkeit bist Du doch auch gläubig"-Argument ist mir eines der liebsten.

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  3. Bin mal gespannt wie der Karikaturenstreit ausgeht, ob der Spiegel oder CNN gewinnt oder ob es am Ende eine Überraschungssieger gibt, den bisher noch keiner auf der Rechnung hat.

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  4. Den Papst haben die Islamisten auf der Rechnung, die es zu begleichen gilt. O.s.ä.

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