Über die Toten nur Gutes, so heißt es, und die FAZ hält sich dran. Der Artikel Zehnter Todestag von Mutter Teresa: „Sie ist immer bei uns“ befaßt sich, obwohl in der Rubrik "Hintergründe" verortet, wenig mit selbigen.
Es ist diese Hilfe für Menschen, die sonst niemanden haben, die Mutter Teresa weltberühmt machte, deretwegen sie „Engel der Armen“ genannt und schon zu Lebzeiten wie eine Heilige verehrt wurde. Aber es gab immer auch scharfe Kritik an der charismatischen Katholikin. In Wahrheit wolle sie nur Menschen zum Christentum bekehren, warf man ihr vor. Und vor allem änderten sie und ihr Orden nichts an den Ursachen der Armut. Sie holten zwar Sterbende aus der Gosse, sorgten aber nicht dafür, dass niemand mehr in ein solches Elend abstürze.Kritik an MT wird genannt, aber unvollständig bis verfälschend. "Sie holten zwar Sterbende aus der Gosse" - "zwar", schreibt die FAZ, und ließe man es weg wäre man bei einem viel schwerwiegenderen Kritikpunkt als MTs Missionierungsschwerpunkt.
Beide Vorwürfe weist Schwester Nirmala, die Nachfolgerin Mutter Teresas, zurück. „Wir dienen den Ärmsten der Armen. Es spielt keine Rolle, welcher Religion sie angehören“, sagte sie kurz nach dem Tod der Ordensgründerin. „Unsere Rolle ist es, uns um Einzelne zu kümmern, um die, die durch die Maschen fallen, die Ausgestoßenen.“
Doch zunächst hierzu. Christopher Hitchens zitiert MT wie folgt: "I'm not a social worker. I don't do it for this reason. I do it for Christ. I do it for the church."
Hitchens stand auch Penn & Teller, den liberalen Fundamentalisten mit eigener Fernsehshow ("Bullshit!"), Rede und Antwort in der Sendung über zweifelhafte Heilige (neben MT auch Mahatma Gandhi und der Dalai Lama) - auf YouTube in Auszügen hier und hier zu begutachten (Penn: "Christoperh Hitchens is to the Catholic Church and Mother Teresa what Michael Moore is to a ham sandwich.").
Über "Bullshit!" darf man denken, was man will (nicht nur Gutes, hoffe ich), jedoch ist dies ein weiterer Beleg dafür, daß MT alles andere als unumstritten ist. Das mag anläßlich dieses Jubiläums unpassend sein, doch wer schon zugesteht, daß es Kritik gab und gibt, tut gut daran, diese nicht durch die Brille der Heiligenverehrung zu sehen. Kein Wort der FAZ über die desaströsen Zustände im Sterbehaus in Kalkutta, keine Silbe über die Verschleierung der Mittelverwendung (immerhin zwei- bis dreistellige Millionenbeträge pro Jahr).
Der Vorwurf, MT und ihre "Missionarinnen der Nächstenliebe" würden nichts an den Ursachen der Armut ändern, ist ohnehin eine Scheinkritik. Ist dies nicht Usus bei der katholischen Kirche? Da könnte man genau so gut MTs Kirchenzugehörigkeit kritisieren.
Alles in allem ein maues Lüftchen von einem Artikel. Und die FAZ steht nicht alleine - ein weiteres Armutszeugnis für die deutsche Journaille. Vielleicht ist es an der Zeit, sie nach Kalkutta zu schicken.
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