Sonntag, März 18, 2007

Wasser, Wasser, warum in die Kneipe?

In einer neuerlichen Meisterleistung des investigativen Journalismus soff sich eine SpOn-Autorin durch Berlin - Wodka, Wodka, Würgereiz:
Berlin- Hackescher Markt im Osten Berlins, ein Touristen-Treffpunkt. Etwa 20 Menschen stehen kurz nach 20 Uhr beisammen, zwischen ihnen eine Kiste Bier. Auf dem Flyer steht: "free shots all night - 7 nights a week". Während die Republik in diesen Tagen über das Koma-Trinken von Jugendlichen diskutiert, in einem Berliner Krankenhaus noch immer ein 16-Jähriger nach einem Trinkgelage bewusstlos ist, ist hier das Trinken ein einziges Abendprogramm. Auch wenn die Veranstalter das ganz anders sehen. "Wir bieten kein Saufen unlimited", bremst eine der drei Reiseleiterinnen. Doch was ist dann der Sinn von "Pub Crawls"?
Während also die Republik dieser Tage erneut in blindlichstem Aktionismus irgendwas verbieten will (zuerst Killerspiele (generell), nun Alkohol (für Minderjährige)), gehen dumme Ausländer in die Kneipe, um - halt dich fest - zu trinken.

Lassen wir das unsinnige Alkoholverbot mal beiseite (Stichworte: harter Alkohol bei U18, GB und jugendliche Trinkfestigkeit), und lauschen ein wenig dem journalistischen Erlebnisbericht:
22.16 Uhr
Zwischenbilanz nach zwei Stunden: Jeder quatscht jeden an, der Alkoholpegel ist gestiegen, die Stimmung ausgelassen. "Verarsche", meint hingegen Anna. Geworben wurde mit zehn Euro inklusive unlimited free shots. Tatsächlich sieht es profaner aus: In den meisten Bars muss man selber zahlen für ein paar Tropfen mehr Hochprozentiges. Doch die meisten in der Gruppe stört das nicht.
War eben noch "das Trinken ein einziges Abendprogramm", reden nun plötzlich alle miteinander, und lernen sich womöglich auch noch kennen. Die komplette Prämisse des Artikels - Alk-Flatrate - wird mal eben in die Tonne geklopft, aber who cares?

01.10 Uhr
Die Tanzfläche ist nicht gerade voll. Fast alle Besucher sind Sauftouristen. Partystimmung - außer auf der Damentoilette. Eine hängt über der Kloschüssel, eine andere hat es nicht bis dahin geschafft. Wie war das mit dem Gaststättengesetz? Betrunkene dürfen keinen Alkohol mehr bekommen? Das scheint den ganzen Abend niemanden zu interessieren. Die Sauftouristen selbst haben nicht mitgezählt. Die aktuelle Debatte um Koma-Saufen und ein Alkoholverbot für Jugendliche schert sie nicht.
Von SpOn-Menschen darf nicht erwartet werden, daß sie sich auch privat unter den Pöbel mischen, ansonsten wäre bekannt, daß jenes Gaststättengesetz in deutschen Kneipen nun wirklich kein Schwein interessiert. Und die billigste Theatralik bzgl. "Alkoholverbot für Jugendliche"? Folgende Leute nebst Altersangabe werden uns im Artikel vorgestellt: Jamie (23), Laura (27), Mad (23), Chris (19), zwei Philippinerinnen (um die 30), Molly (19). Ansonsten gibt's ein paar alterslose Studis, die, sind wir mal realistisch, vermutlich und 100%ig auch volljährig sind. Sollten diese Erwachsenen nun darüber sinnieren, daß in irgendwelchen Bundeswehrgebieten sich irgendwelche Minderjährigen mit irgendwelchem Alk abschießen?

Von diesen Leuten, die gänzlich offensichtlich auf Urlaub und ergo pflichtfrei sind, einmal abgesehen: ob Kneipen in Deutschland zur Zeit weniger frequentiert werden, weil jene, die entweder nicht rein oder bis 22h wieder raus sein müssen, allzu häufig der Elite des Landes prollend auf die Nerven gehen, zum Nachdenken über die eigenen Trinkgewohnheiten anregen?
Daß SpOn lieber den Ami über die Ungerechtigkeiten der Welt nachdenken und folgerichtig handeln sehen will: geschenkt.

1 Kommentar:

  1. Na darauf trink ich doch einen - einfach so und ganz allein - zuhause - nur so!

    Alkoholismus? Nee, ein Bierchen und ein sechser Jägermeister kann nun wirklich nicht schaden - allein - zuhause - nur mal so - aus langeweile!

    Achja, Minderjährige sollten nun wirklich nicht trinken! Dazu brauchts die nötige Ernsthaftigket und die Reife des Ü18-alters! Wir würden doch auch nie minderjährigen verantwortungslosen jungen Menschen ein Waffe in die Hand drücken!

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