Lassen wir die Politik mal außen vor - Ansicht und Meinung der jW sind so bekannt wie unwichtig. Ebenso peinlich geht es jedoch in den anderen Ressorts zu. Unter der wie üblich geistfreien Headline "Internettrash des Tages: moblr.com" (die jW ernennt täglich, in Abwesenheit Gottes als höchste Instanz ihrer dementen Lesendenschaft, irgendwen zu irgendwas) finden sich diese Erleuchtungen:
Im Internetzeitalter ist bekanntlich keine Idee zu blöd, um nicht weltweit verbreitet zu werden. Zwar wird nicht mehr wie kurz vor der Jahrtausendwende jeder durchgeknallte Möchtegernmillionär, der die drei Buchstaben www fehlerfrei schreiben kann, mit satter Anschubfinanzierung an die Börse geschickt, doch längst ist wieder vom bevorstehenden Boom in der Netzwelt die Rede. Da dürfen dann auch tieffliegende Trittbrettakrobaten wie die JDB Media GmbH nicht fehlen, die mit dem Internetportal moblr.com am Start ist. Dort dürfen neurotische Handynutzer ihre Videofilmchen abladen und können die ihrer Seelenverwandten auf ihr Handy oder ihren PC herunterladen. Doch vor wenigen Tagen bekam diese eher öde Branche einen unerwarteten Schub, als nämlich die Hinrichtung Saddam Husseins zum weltweiten Handykultfilm avancierte, den auch moblr.com am Mittwoch auf seine Seite stellte, da man ein »modernes Entertainment- und Infomedium« sei, wie es in der entsprechenden Pressemitteilung hieß.Richtig, Finanzierung schützt vor Blödheit nicht, und so erhält wohl auch dieser jW-Redakteur (das "balc") Monat für Monat dicke Pfründe von Lafontaine (und einen laschen Händedruck von Gysi, bitte sehr).
Völlige Abwesenheit von Fach- oder sonstigem Wissen beweist die flinke Feder, indem sie zunächst sagt, wie's funktioniert (Handynutzer laden Filmchen hoch, andere diese runter), um dann zu demonstrieren, daß sie's selber nicht verstanden hat - plötzlich und unerwartet stellte moblr.com höchstpersönlich den Hinrichtungsfilm online.
Folgefalsch schildert "balc" daraufhin, wie fadenscheinig die Einrichtung einer Ethik-Kommission seitens moblr.com doch ist - mutmaßlich unterstellend, daß man das doch auch vorm Hochladen des Videos hätte bewerkstelligen können; so sei's nur ein Marketing-Gag: "Das alles klingt nach PR-Strategie für ganz Arme."
Für ganz Arme, so viel ist gewiß, ist sicher auch dies' Journalismusverständnis. Hauptsache, man weiß schon vor dem Sachverhalt, wo der Hase lang laufen muß.
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