Mittwoch, Februar 15, 2006

Verhört? Stühle?

Gestern (bzw. heute, 0.30h) im ARD Nachtjournal: ein Beitrag namens "Diskussion über Verhörstühle für Guantanamo".

"Und dann sieht sich ein unbescholtener Sheriff in Iowa, USA, plötzlich mit den Foltervorwürfen in Guantanamo in Verbindung gebracht."

So die Anmoderation des Beitrags. Was hat also jener Sheriff, unbescholten wie er ist, denn gemacht? Eigentlich nicht viel; er ist nebenbei Kleinunternehmer und fabriziert "Verhör-" bzw. Fixierstühle.

"Damit er gewalttätige und aufsässige Kunden [sic!] nicht ans Bett fesseln muß[sic!],"
hat der erfindungsreiche Sheriff flugs diese Stühle entwickelt. Long story short: ein paar dieser Stühle wurden vom US-Militär gekauft und in Guantanamo Bay nicht nur aufgestellt, sondern auch verwendet. So weit, so absehbar.

Der Sheriff, Tom Hogan, zeigt sich jedenfalls erbost: so etwas sei doch wirklich unverfroren, und überhaupt decke sich Foltern nicht mit seinem Demokratieverständnis. Wer hätte ahnen können, daß die Stühle auch "mißbraucht" werden können?

Journaille strikes again - das Folterhandwerk des "unbescholtenen" Sheriffs wird für ok befunden, nur weil dieser Sheriff die Stühle nicht, wie in Guantanamo Bay, für die Zwangsernährung einsetzt. Gefangene - oh, entschuldigung: "Kunden" - für unbestimmte Zeit an den Stuhl zu fesseln ist hingegen völlig in Ordnung, schließlich und deshalb ist Hogan ja auch unbescholten.

Berichterstattung vom Feinsten. Investigativen Journalismus nennt man das. Alldieweil in dem Beitrag nicht erwähnt wird, daß Hogan die Stühle angeblich möglichst "bequem" entworfen hat, und daß sein Anliegen das Verabreichen von Medikamenten (unter Zwang) gewesen ist. Doch entweder ging dies der deutschen Journaille dann doch zu weit, oder sie war mal wieder zu strunzblöde und noch nicht mal zum Googeln in der Lage.

Wer auch solch einen tollen (und eigentlich harmlosen) Fixierstuhl sein eigen nennen will, bitte sehr. Dort gibt's das gute Stück für schlappe 1.155 Dollar. Aber nicht zum Zwangsernähren einsetzen, bitte. Das Verabreichen von beliebigen Medikamenten ist jedoch, Arzt hin oder her, durchaus im Sinne des Erfinders.

1 Kommentar:

  1. Sehr schön!

    mir gefällt auch sehr gut am ende der kaufseite der bereich mit: "CUSTOMERS WHO BOUGHT THIS ALSO BOUGHT:"
    da ist das klientel schön überschaubar, wäre ja noch schöner, wenn jeder x-belibige schreibtischkäufer sich so einen stuhl holt.

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