Mittwoch, Oktober 10, 2007

Herman und Kerner: Geht doch.

Nun sind wir quitt. Vor wenigen Jahren, an jenem 11. September 2001, war ich es, der Serenity Highsmith auf das mediale Großereignis aufmerksam machte, bevor es zu spät für die Liveberichterstattung war. Heute, just eben, war sie es, die, eifrige Teletextleserin, die sie nun mal ist, bei Johannes Beh Kerner länger verweilte als üblich und angemessen. Denn der Teletext wußte zu vermelden, daß Kerner die Eva Herman aus der Sendung kicken wird (ein Hoch dem unspontanen Aufzeichnungslaber-TV).

Gut, hier werden Äpfel mit Granatbirnen verglichen, wie kann man da von "quitt" reden? Alldieweil beim Fall Herman noch nicht gar so viele Todesopfer zu verzeichnen sind (von manchen den Freitod gestorbenen Hirnzellen einmal abgesehen). Sei es drum und dran, ich schweife ab. Zurück zum Thema.

Herman zeigte sich wie zu erwarten war völlig uneinsichtig, und fühlt sich zu Unrecht in die "rechte Ecke" gestellt, aber das hatten wir ja schon. Müßte man ihr nicht erklären, daß sie mitnichten zur Nazi ernannt wurde, daß aber ihr Familienbild aus allen Poren braune Soße tropft (novahell erleuchtet durch ihre Bewunderung fürs NS-Frauenbild)? Müßte man nicht, und Kerner macht's auch nicht (die anderen Gäste jedoch schon - netter Versuch, doch Hermans Miene versteinerte dabei zusehends).

Statt dessen wird die Berufsehre des Talkers verfochten, denn Herman hatte zwecks Selbstverteidigung von "gleichgeschalteter Presse" gebrabbelt. Dies, so Kerner nebst geladenem Histöriker, ist Nazidiktion, und da solle sie doch gefälligst aufpassen, wo sie doch in dieser Hinsicht schon auffällig geworden ist.

Über den Wahrheitsgehalt dieser kruden Verschwörungstheorie (die einen tatsächlich zu beobachtenden Sachverhalt zu beschreiben versucht, nur leider völlig falsch - aber ich schweife schon wieder ab) brauchen wir uns nicht zu unterhalten, denn viel interessanter ist der Vorwurf seitens Kerner. Es ist ja nun nicht so, daß die Nazis die Weimarer Presse als "gleichgeschaltet" bezeichnet hätten - vielmehr war es ihr Begriff für die auf Linie gebrachte und "gesäuberte" deutsche Presse. Leider (für Kerner) benutzt Herman den Begriff aber nicht positiv.

Andererseits werden moderne Nazis nicht müde, der deutschen Presselandschaft genau dies ebenfalls vorzuwerfen. Nur das war weder von Kerner noch vom Historiker zu hören. So wirkte es alles in allem tatsächlich wie ein mißgelaunter Versuch, Herman in der "rechten Ecke" festzunageln, weil zumindest Kerner sich wohl von dieser Aussage provoziert fühlte.

Der Rauswurf jedenfalls war denkbar unspektakulär. Die anderen Gäste - Senta Berger, Margarethe Schreinemakers und irgendein Comediangesicht - wollten nur nicht länger neben der uneinsichtigen Herman sitzen. Kann man verstehen, und Kerner auch, der prompt Herman "entlassen" hat (bin nicht mehr 100%ig sicher, ob dies seine genaue Wortwahl war - wäre schön, wenn). Eine Sternstunde der deutschen TV-Geschichte. Und das ist so wahr wie traurig.

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