Donnerstag, Februar 01, 2007

Trauerlachanfall

Trauerfälle sind, was der Begriff schon nahelegt, nicht unbedingt ein Grund zur Freude. Doch frohlocket, die katholische Kirche hilft.

Wie beispielsweise heute. Der Pastor gab sich bei der Totenmesse für die ((Ur-) Groß-) Mutter (Jahrgang '17) Mühe, ein wenig Freude in die Trauergemeinde zu tragen. Gottes Wille, das kennt man. Leben nach dem Tode viel toller als dies Jammertal, kennt man auch. Die üblichen müden Witzchen eben. AtheistInnen seien arme Würstchen, das hört man hingegen viel zu selten.

Ein richtiger Schinkenklopfer waren dann aber die pastoralen Anekdötchen aus Brasilien. Daß die Leute da teils sehr, sehr arm seien, meinte er. Und trotzdem (haha) sehr gläubig seien. Daß sie, wohl aufgrund der Armut, teils sehr jung sterben würden. Und dann, wenn es soweit ist, frohen Mutes gen Himmelreich rennen. Und das ist doch wirklich toll.

Spätestens da hielt es niemanden mehr auf den Sitzen. Standing ovations, der Saal kocht. Oder so wäre es wohl gekommen, wenn nicht alle schon eingeschlafen wären. Deshalb hat sich wohl auch niemand an die einleitenden Worte erinnert ("Gottes Wege sind unergründlich", noch ein alter Hut), womit uns der Pfaffe sagen wollte, daß Armut mit Todesfolge halt gut und richtig ist, Gott sei Dank und Dank sei Gott.



Eine Zugabe brachte die Humorkanone selbstredend auch. Daß nämlich Glaube sich schon alleine dafür lohnen würde, um im letzten Moment auf dem Erdenrund etwas Trost zu erfahren. Mit Gott stirbt sich halt am besten. (Tusch!)

Wer solch eloquente Plus-Minus-Rechnungen für seinen Aberglauben aufzustellen vermag, betreibt vermutlich immer noch Ablaßhandel. Respekt dafür, wenn schon sonst für nichts.

1 Kommentar:

  1. Tja, der Pfaffe an sich ist eben entertainmenttechnisch etwas eingeschränkt. Aber der Großteil des Publikums will es eben so, sprich: Sich besser als Nicht- oder Ungläubige fühlen, mit Durchhalteparolen das Jammertal überstehen und zu guter Letzt eben doch noch mit Gott (wahlweise auch irgendetwas anderes) einen guten Deal aushandeln - Ablaß trifft es da ganz gut.

    Daß es auch Menschen gibt die zu einer kirchlichen Festlichkeit nicht wegen der Predigt oder gar aus kirchlicher Überzeugung kommen, bleibt meist leider auf der Strecke. Mein Beileid hast Du somit in zweifacher Hinsicht.

    Aber wie sagt schon das schöne Sprichwort: "Vor dem Tod werden alle katholisch!" Den Papst wird`s freuen...

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