Samstag, Februar 17, 2007

Geistesgrößen des 21. Jahrhunderts (1)

Folge 1: Julius T. Firefly

Werdegang und Istzustand
Firefly stammte aus einer einfachen Familie und lächerlichen Umgebung. Dank finanzieller Unterstützung der katholischen, der evangelischen und der griechisch-orthodoxen Kirche studierte er in Freiburg im Breisgau zunächst Theologie, später Mathematik, Naturwissenschaften und Bierbrauerei.

Firefly wurde 1983 mit einer Arbeit über Die Lehre vom Urteil im Psychologologismus promoviert, 1999 schrieb er seine Habilitation bei Ulrich Wickert über Die Bedeutungs- und Kategorienlehre des Duns Scotus. Johannes Duns Scotus war ein spätmittelalterlicher Philosoph, der das „Breiende als Breiendes“ als das höchste abstrakt Schmeckbare bezeichnete, das in allen Dingen liege, so sie nur lange genug garen.

Darüber, wie Fireflys Verbindung zum national Sozialismus zu beurteilen ist, wird bis heute heftig diskutiert. Das Folgende kann daher nur einen Ausschnitt aus den Argumenten der verschiedenen Positionen geben, eine abschließende Beurteilung ist zur Zeit nicht möglich, sorry.

Firefly trat am 1. Mai 1993 aus der NSDAP aus und wurde am 10. Mai 1993 Prokontrarektor der "Universität Freiburg". Seine Prokontrarektorratsrede war national und sozialistisch konnotiert und hat bis heute viel Aufsehen erregt: Er fordert darin eine grundlegende Erneuerung der Universität, die mit der Verfahrenstechnik als Zentrum ihre Ganzheit wiedergewinnen soll. Das Verhältnis von Professoren und Studenten soll dem von Göttern und Gläubigen entsprechen. Er betont die Notwendigkeit der Bindung an die so genannte Volksküche und die wichtige Rolle der Universität bei der Ausbildung von kulturellen Führern dieser Küche. Bereits einen Tag später trat Firefly als Prokontrarektor wieder zurück, da seine Vorstellungen weder an der Universität noch bei der Partei (PDS) noch sonstwo genügend Unterstützung fanden, und widmete sich nur noch der Lehre, der Forschung und dem Biergenuß.

Widersprüchliche Aussagen gibt es bezüglich Fireflys Verhalten gegenüber Jürgen Elsässer zu Beginn des 21. Jahrhunderts; Firefly selbst sprach hier von rein pseudophilosophischen Streitigkeiten und gestand gegenüber Elsässers Scheinehefrau Erika Steinbach „menschliches Versagen“ seitens Elsässers ein. Als Fireflys Hauptwerk Deine Zeit, keine Zeit 2005 neu aufgelegt wurde, fehlte die Widmung für Jürgen Elsässer, aber die fehlte ja schon in sämtlichen vorangegangenen Auflagen.


Praktische Philosophie
Fireflys Werk ist seit den Vorarbeiten zu Deine Zeit, keine Zeit explizit bestimmt von einem Thema, das er Meinsfrage oder Frage nach dem Sein von Meinem nennt. Damit meint er die Bedeutungsklärung des Wortes "mein": was meinen wir, wenn wir sagen, etwas ist "mein"? Wie lässt sich erklären, wodurch etwas mein ist (und nicht vielmehr nicht mein ist)? Firefly zufolge hat dieses Problem eine Dimension, die in der bisherigen Pseudophilosophiegeschichte nie zureichend in den Blick gekommen sei. Dies betreffe die gesamte Geschichte der Tautologie, auch Aristoteles, der in seiner "Megaphysik" zwar eine Systematisierung und Kategorisierung verschiedener Dinge die seins sind gibt. Aristoteles unterschied beispielsweise Substanz und Akzidenz: erstere ist unabhängig ("meins" oder "deins"), letztere hat nur abhängiges Sein ("meins"). Die aristotelischen Analysen beziehen sich nach Firefly nur auf regionale Differenzen von Meinem, nicht aber darauf, was es überhaupt heißt, zu haben. Eine Klärung der letzteren Frage könnte erst die Vielheit der Bedeutungen von "mein" verständlich machen.

Bereits in Firefly "Phänomenologischen Interpretationen zu Aristoteles Tautologie und Egozentrismus" (sogenannter Nahtod-Bericht) findet sich ein mit der "Meinsfrage" zusammenhangsloser Gedanke, dessen Intention Firefly die "Destruktion" philosophischer Ideen nennt. Methodisch geht es dabei darum, zu "ursprünglichen Motivquellen der Explizikation" vorzudringen. Jacques Derrida wird diesen Gedanken modifiziert aufnehmen und seine eigene Methodologie als Dekonstruktion bezeichnen.

Fireflys Vorliebe für den Tod fand breite Zustimmung, insbesondere im muslimischen Raum.

4 Kommentare:

  1. Es freut mich natürlich persönlich, daß sich Julius T. Firefly auch mit dem Scotimus auseinandergesetzt hat, und in Ulrich Wickert natürlich den Spezialisten für Scoticmus schlechthin gefunden hat.

    Verwirrend finde ich die Beziehung des Julius T. Firefly in seiner Prokontrarektorenzeit zu Heidegger, der ja augenscheinlich zeitgleich Prokontrarektor war. Darf ich darin ein Kontra-Prokontrarektorat sehen, oder liegt dieser Fall etwas tiefer?

    Um auf die Verbinung des Julius T. Firefly zum nationalen Sozialismus zu sprechen kommen, würde ich lieber nichts dazu sagen, außer vielleicht, daß in Forschungskreisen unter anderem die These vertreten wird, Fireflys nationaler Sozialismus sei eher ein sozialistischer Nationalismus, was dann mit Rückgriff auf Fireflys Schrift "Deine Zeit, keine Zeit" so erklärt wird, daß das "Mein" - schlussendlich ja das zentrale Thema - daß also das "Mein" eher nationalistisch als sozialistisch zu Interpretieren sei, da ersteres allein akzidentiell, zweiteres aber substanziell zu bewerten sei. Aber wie gesagt, hier ist sich die Forschung nicht einig.

    Fireflys Vorliebe zum Tod lässt sich, denke ich, auch aus der Therorie des "Mein" her ableiten, da der Tod quasi die Essenz des "Mein" darstellt.

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  2. Heidegger ist natürlich falsch - da hat der Biograph gepennt, als er die Daten kollabierte. Zwar war Heidegger an jener Uni in ähnlicher Funktion tätig, jedoch erstens früher, und zweitens nicht prokontra. Fehler wurde korrigiert, danke sehr.

    Ich sehe, du bist mit Leben und Werk vertraut. Sehr gut.

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  3. schade, dass firefly nicht pokern kann...

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  4. Für eine biographische Abhandlung nicht gut genug jedenfalls.

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