Dienstag, April 25, 2006

... der werfe den zweiten Stein.

Nun aber, geradeheraus und schrägherein, treibt die Debatte um den Nationaltorführer, quatsch: -hüter, gar lustigste Blüten in Form einer Intensivinterviewung des bekannten und weniger beliebten Cartoonisten und Extorhüter Uli Stein, wie die Jungle World zu berichten weiß.

Stein, anno WM Mexiko in ähnlicher Situation wie heuer Kahn, nahm's wie die Eins, die er nunmal war, und betitelte Beckenbauer zutreffend als "Suppenkasper", und die nationale Gurkentruppe als ebensolche.

Das ist ein berühmtes Kapitel der deutschen WM-Geschichte und der Grund, weshalb Uli Stein heute nicht nur als einer der begabtesten Torhüter gilt, die je durch die Strafräume der Bundesliga hechteten – sondern auch als unbeherrschter Stinkstiefel. Als schlechter Verlierer eben.
Genau diesen Makel vermeidet Oliver Kahn. Die sportliche Niederlage verwandelt der Münchener elegant in einen charakterlichen Sieg.


Huh? Sind's nun nur noch Bayern- bzw. Deutschlandfans in der Jungle World? Kahn der Charakterheroe, weil er auch gerne die Nummer Zwo gibt - alles klar.

Über Uli Stein, den durch die Bank sympathischsten, menschlichsten und undeutschsten aller deutschen Fußballer, finden sich dort nur böse Worte. Jetzt mal ehrlich...
Stein war mitnichten ein "schlechter Verlierer", sondern sprach einfach Tacheles (s.o.), machte aus seinem Herzen keine Mördergrube (er machte den "Effe" lange vor "Effe"), ließ Taten sprechen wenn es angebracht war (lupenreiner KO-Schlag gegen den allseits unbeliebten Bayern-Spieler Wegmann (die "Cobra")), und eben nicht wenn nicht (spielte die Abwehr übermäßig mies, setzte Stein sich gerne auf die Bande).
Und obendrein war er noch das Beste, was je die Lücke zwischen den Pfosten füllte - wenn ihn nicht gerade die Wanderlust packte und in Richtung Mittellinie spazierte (was einmal Klaus Augenthaler bei einem Spiel Frankfurt vs. München dazu nutzte, den Ball aus über 50 Metern im Frankfurter Tor zu versenken - Tor des Monats, und nicht machbar ohne Stein).

Also, nix Böses über Stein. Oder, wenn das nicht geht, wenigstens nix Gutes über Kahn. Ok?

5 Kommentare:

  1. ...und da geht dieser Torhüterquatsch schon wieder los...

    Jens Lehmann ist der "Elfmeterkiller" von Arsenal und so ist nun mit der "ewigen Nummer zwei" "ausgerechnet ein Deutscher der Volksheld auf der Insel".
    Und so wird auch hier die "Jensation" wieder eingemeindet um der (Fußball-)Großnation wieder Leben einzuhauchen. Denn mit ihm scheint den Beklopptesten der (Alp-)Traum vom nächsten und wohl ziemlich sicher unerreichbaren WM-Titel doch noch in greifbare Nähe gerückt...

    Danke Eurosport und Fußballspinner,es reicht.

    http://i.eurosport.de/2006/04/26/273000-1016819-457-192.jpg

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  2. Lehmann hindoch ist, wie so ziemlich alles, was in postmoderner Zeit den Fußballrasen pflügt, nur ein Würstchen. Stein hingegen war (und ist, sag ich mal) ein Mensch.

    Und überhaupt kann man nicht sagen, daß Lehmann der Yogi Berra der Aktion bzw. der Mike Tyson in schmal ist. Oder Schröder am Ende der Lehmann der Regierungspolitik war.

    Wo Lehmann der "Supermann" (gähn) sein mag, war Stein sicherlich der "Batmann".

    (Apropos Yogi Berra: nach dem ist ein Fels auf dem Mars benannt. Nach Uli Stein jedoch sozusagen alle Felsen.)

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  3. "Es ist allerdings so, dass man in den armen Fußball traditionell ein bisschen viel projiziert." (taz vom 26.04.2006, zitiert nach: http://www.indirekter-freistoss.de/home/ballub-260406a.html) bezog sich zwar auf die wachsende unsportlichkeit und die darauf bezogene empörung, aber ich denke, daß kann man hier auch anführen.

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  4. mal zu yogi berra, dem werden weder stein, lehmann, kahn, schumacher oder welcher german hero/superman/batmann/spiderman, sowieso nicht das wasser reichen können, oder hat etwa einer von denen eine eigene schule (im philosophischen sinne)? ich sag nur yogiism, dem großen W sei dank, was für ein weiser mann...

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  5. Ob man der taz inhaltlich weiter trauen sollte, als man aschen kann, sei dahingestanden.

    Stein hingegen hat mit philosophischen Phrasen nix am Hut. Wenn je ein deutscher Fußballer Sachen à la Berra faselte, dann war das Jürgen "Cobra" Wegmann ("Erst hatten wir kein Glück, dann kam auch noch Pech dazu."). Und nicht zuletzt deswegen gab's vom guten Stein eins aufs Gesicht. Nichtsdestodrum war Stein ein Philosoph, nur eben der Tat. Frei nach dem Motto: "Theoretisch besteht kein Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Praktisch schon."
    Oder: "Ein guter Torwart besiegt einen guten Stürmer. Und umgekehrt."

    Am Rande: meine Reaktion auf die Geeklist Philosophy With A Hammer >> Applying Nietzsche's Aphorisms & Axioms to Gaming war Philosophy With A Baseball Bat >> Applying Lawrence Peter Berra's Yogiisms to Gaming.

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