Immer über Poker schreiben und dann um Eurocent spielen ist ja doof, also habe ich einen Selbstversuch unternommen, und das örtliche Kasino aufgesucht - damit ihr euch das ersparen könnt.
Also erst einmal aufbrezeln und in den Konfirmationsanzug werfen. Dann im Kasino feststellen, daß dieser Aufwand völlig überzogen war. Egal, ab zum Poker.
Jeden Freitag und Samstag gibt es einen "Beginner's Table". Nach kurzer Ein- und Anleitung (ca. 20 Sekunden) ging es auch schon los. Einige Regeln an diesem besonderen Tisch waren unerwartet:
1. Small Blind und Big Blind waren je 2 Euro - das Kasino besitzt offenbar keine 1-Euro-Chips, will es aber trotzdem an diesem Tisch so "preiswert" wie möglich machen, mit dem Ergebnis, daß zwei Leute pro Runde den Big Blind zahlen müssen.
2. Erhöhung war nur mit festen Beträgen möglich: in den ersten zwei Runden 2 Euro, in den letzten beiden 4 Euro.
3. Buy-In war 30 Euro, gerne aber auch mehr. Wenn man bedenkt, wie hoch Blinds und Erhöhungen im Vergleich zum Buy-In sind, kann einem rasch mulmig werden. Bei diesen Beträgen waren schnell mal 30 oder mehr Euro im Pott - trotz Limit kam es rasch zu All-Ins.
4. Kommen und gehen nach Belieben. Statt einer Einführungsrunde für Anfänger ("Beginner's Table", remember?), bei der "in Ruhe" ein Gefühl für Kasinopoker entwickelt werden kann, war es ein ständiges Kommen und Gehen (angesichts Punkt 3 auch kein Wunder).
Was lernt uns das? Die letzten 30 Euro im Portemonnaie an den Pokertisch zu tragen macht keinen Sinn.
Wenigstens wurde für gute Unterhaltung gesorgt. Nach einer halben Stunde setzte sich ein jugendlicher Schnösel (Marke "Papa zahlt alles") an den Tisch und hing halb schlafend im Stuhl. Als sein Kumpel, ein ähnlich geleckter Fiesling, zu ihm kam und fragte wie es aussieht, meinte er, daß der Tisch total öde sei - da wird Limit gespielt, so ein Dreck. Nach nur wenigen Runden und um einige Chips leichter verließ er den Tisch sichtlich ermüdet. Poker macht ja auch keinen Spaß, wenn man nicht alle zwei Runden All-In gehen kann.
Und am Nachbartisch, einem No-Limit Cash Game, sprang irgendwann ein Typ in bester TV-Manier auf und beschwerte sich lautstark über seinen Bad Beat und die Blätter des Typen, der wohl gerade gewonnen hatte. Warum er denn dauernd so einen Mist spiele, und dann auch noch die Dreistigkeit besitzt zu gewinnen...
Immerhin gab es ein kostenloses Pokermagazin mit einem fiktiven Preis von fünf Euro - fiktiv, da dieses Heft nicht am Kiosk zu haben ist, sondern nur für lau im Kasino. Und als Abo, aber wer würde das machen?
Neben Poker waren nur noch Black Jack und Roulette (Französisch und Amerikanisch) im Angebot. Da haben wir uns aber weitestgehend ferngehalten, sind ja keine Glücksspielenden...
Alles in allem eine lehrreiche, wenn auch teure Erfahrung (28 Euro, plus zwei mal 3,90 Euro für Weizenbiere). In Zukunft werde ich wohl mal ein Turnier versuchen - im November gibt es da genau das richtige: 50 Euro Startgebühr, kein Rebuy. WPT nennt sich das, steht aber leider nicht für "World Poker Tour", sondern "Westspiel Poker Tour". Dürfen die das?
(Nachtrag: Spielberichterstattung)
Ist auf jeden Fall ziemlich "einsteigerfreundlich" die Variante...
AntwortenLöschenDanke, daß Du diese Erfahrung für uns gemacht hast. :)
Keine Ursache ;)
AntwortenLöschenBtw: Nachtrag ist noch fällig, geht in wenigen Sekunden online.
wobei noch etwas vergessen wurde: ich hab zwar nicht mitgespielt, sondern nur gelernt, aber es gab ja auch noch
AntwortenLöschendie Claudia, die immerhin 10 Euro gewonnen hat.
Nur mal so nebenbei ;-)
Wohl wahr, wohl wahr. War ja alles in allem eine reizüberflutende Erfahrung - viel zu viel, um wirklich alles zu berichten.
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