Montag, Mai 15, 2006

You have to win a Weltkrieg

Wir haben nicht die höchste Spielkultur.
Sind nicht gerade filigran.
Doch wir haben Träume und Visionen
und in der Hinterhand nen Master Plan.
Für unseren langen Wege aus der Krise
und aus der Depression,
lautet die Devise nichts wie rauf auf den Fußballplatz 2006

Mal ehrlich: Sportfreunde Stiller war noch nie mein cup of tea. Dank ihrer "Hymne" zur Fifafußball-WM 2006 namens "54, 74, 90, 2006" wird mir auch klar, warum.

Die ganze Welt greift nach dem goldenen Pokal,
doch nur einer hält ihn fest,
so ist das nun einmal.
Die ganze Welt spielt sich um den Verstand,
doch der Cup bleibt in unserer Hand.

Derart unsägliches "wir"- und "uns"-Gestammel, gepaart mit fußballpatriotischem Pathos und einer Überhöhung der eben noch ironisch gebrochenen "Spielkultur" - die restliche Welt ist (zu) doof, "wir" machen das - läßt nur hoffen, daß Costa Rica, Polen und Ecuador dem deutschen Geltungsanspruch bereits in der Vorrunde einen Riegel vorschieben.

Die Journaille jedenfalls, allen voran die fernsehverbiegende, fährt auf Song nebst Botschaft ab. Da werden genau die Knöpfe gedrückt, die ohnehin seit Jahren in buntesten - sprich: schwarz-rot-goldenen - Farben erstrahlen. Sowas wollen "wir" hören. Wenn dann die "Sportfreunde" auch noch eine politische Dimension ("Depression") hintan hengen, kennt die deutsche Seele kein Halten mehr: gut wollen "wir" uns fühlen, deutsch zu sein. Neues deutsches Selbstbewußtsein nennt sich das dann wohl, und ist doch nur alter Wein in neuen Schläuchen.

Mit dem Herz in der Hand und der Leidenschaft im Bein 2006
werden wir Weltmeister sein

Wollt ihr die totale Weltmeisterschaft?

3 Kommentare:

  1. schön, daß du dich dieses problemes angenommen hast, julius. dieser scheiß-werbespot mit dem bekackten sportfreunde-stiller-song geht mir schon seit ein paar tagen auf die nerven.
    wie hieß noch die letzte platte von denen, ich glaub "die gute seite". damit erübrigt sich wohl jede widerrede gegen den wunsch, diese band nicht mehr hören zu müssen.

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  2. Das ist auch noch ein Werbesong? Urgh.

    Das Schlimmste bei den "Sportfreunden": die denken sich vermutlich nichts bei ihren Lied- und Plattentiteln, ihren Texten, ihren Initialen.

    Dann klauen sie auch noch Songtitel ("Tage wie dieser" > Fitness, "Fahrt ins Grüne" > Samba).

    Doch leider kann man sich des Problemes von hier aus nur unzureichend annehmen. Aber: immerhin.

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  3. ich weiß gar nicht mal, ob die so naiv sind, die initialen mal ausgeschlossen.

    aber was will man von 2 fc-bayern- und einem 1860-münchen-fan(s) auch erwarten...

    das geklaue geht aber noch weiter, die haben sich themen und soundmäßig wohl bei jeder deutschsprachigen indie-rock-band bedient. siehe auch das schwimmen-thema von tomte bei ihrem ersten großen hit "wellenreiten".

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