Donnerstag, Juli 16, 2009

Killerspiel-Verbot. Jetzt!

Einige Dinge sind zu groß, um sie unbesprochen in der Versenkung verschwinden zu lassen. Da Videospiele eine immer größere kulturelle Rolle zocken, geht es nun gerade um jene, spezifisch: ihre Gefährlichkeit.

Oh nö, ich meine nicht die Online-Petition gegen jenen debilen Gesetzentwurf, der die Grenzen der Zensur mit Siebenmeilenstiefeln überschreitet. Viel, viel schlimmer:

Christina Aguilera hat sich beim Spielen von Wii Sports Tennis verletzt.

Das darf so nicht weiter gehen. Die Zensurgesetze müssen entsprechend erweitert werden. Oder steh ich juristisch auf dem Schlauch, und der Passus "grausame[n] oder sonst unmenschliche[n] Gewalttätigkeiten gegen Menschen oder menschenähnliche Wesen" schließt die Verletzungen der Aguilera bereits mit ein? Irgendwo menschenähnlich ist sie ja.

Mittwoch, Juli 15, 2009

Warum YouTube? Darum YouTube.

Liebes Online-Tagebuch,

ich habe heute mal wieder versucht, anderen Leuten die Faszination YouTube näher zu bringen. Da geht es, wie Du ja weisst, nicht um dröge, aus dem TV mitgeschnittenen Sendungen in 10-Minuten-Happen, noch um witzelige HUMOR-Filmchen von ohnmächtig werdenen Ziegen und so Krams.

Nein, da geht es um mehr. Um die Machtergreifung der Masse etwa. Falls man unter "Macht" die vierte, also die Medien, meint. Denn mit YouTube verhält es sich wie mit dem Rest des Web 2.0 auch.

Das ist nicht immer schön anzusehen, wie Du sicher weisst. Aber die Perlen, ich sag Dir: die Perlen! Un. Be. Zahlbar. Und dann wieder doch, denn PC und Internetzugang ist ja vorhanden.

Case in point:
07/15/2009 - David Lynch - Daily Weather Report


In was für einer herrlichen, großartigen, wunderbaren Welt leben wir doch! Du und ich, Online-Tagebuch, Du und ich.

Und bevor ich zu meiner Sabbat-Dekade zurückkehre, hier noch schnell das Gegenstück, denn auch dafür ist YouTube zu gebrauchen.

Lunch with Lynch - July 13


Aber glaubst Du, liebes Online-Tagebuch, das ich so begreiflich machen konnte, dass YouTube weit über Klavier spielende Katzen und Skateboard fahrende Hunde hinaus geht? Natürlich nicht. Vielleicht versuche ich es das nächste Mal mit richtigen, echten, wahren Vlogs. Aber dann, liebes Online-Tagebuch, spricht wieder wochenlang niemand mit mir.

Samstag, Juli 04, 2009

I3D: Warning.

Die Geschütze, welche von Überfremdungsbekämpfern gegen das Denglish aufgefahren werden, schießen scharf; zumindest ist dies in Zeiten des scheinbar ballastbefreiten Nationalismus die immer landläufigere Auffassung. Welcome, Ladies and Gentlemen, zum Internationalen Day des Denglish (I3D).

Dass der Verein e.V. von Widersprüchen nichts hören will, ist nicht neu. Beispielsweise steht unter Denglisch (sic!):
„Modern“ bedeutet das Gegenteil von „traditionell, überkommen, altbacken“. Gesprochene Sprache ist überkommene, tradierte Konvention. Vereinbarte Wörter bezeichnen Gegenstände oder Gedanken und werden nach sprachspezifisch tradierten Regeln zu Aussagen gefügt. Wer in seiner Sprache besser als nur flüchtig verstanden werden will, muss sich an deren Regeln halten. Schon deshalb kann sie nicht einfach nur dem neuesten Schrei gehorchen.
Die flüchtige Ausdruckskraft des Denglischen zehrt von der Missachtung und Verletzung tradierter sprachlicher Regeln und Bezeichnungen. Es ist eine (Anti-)Konvention zur Bezeichnung alles dessen, was uns per „neuestem Schrei“ überraschen soll, damit wir es als weltoffen, zeitgemäß, interessant – kurz: als modern und erwerbenswert fraglos anerkennen.

Nicht nur zwischen den Zeilen vertreten diese Saubermänner und -frauen, dass Sprache zur Verständigung, zum Verstehen da ist. No shit. Wie aber passen dann jene willkürlichen Sprachverdrehungen, welche durch die Aktion "Lebendiges Deutsch" vorgeschlagen werden, zur Verständlichkeit? Unabhängig davon, dass viele der vorgeschlagenen Alternativen den englischen Begriff noch nicht einmal ansatzweise umschreiben ("mainstream" mit "Mehrheitsmeinung" zu übersetzen ist bestenfalls in 1/3 der Kontexte korrekt), woher sollen Leute, die nicht dem Verein e.V. verschrieben sind, mit Begriffen wie "Denkrunde", "Sportwandern", "Schnellkost", "Zeitwahl" und vergleichbaren Sprachfürzen auf Anhieb etwas anfangen können?