Donnerstag, August 17, 2006

"Lieber" Franz-Josef Wagner,

als wäre Franz-Josef als Vorname nicht schon schlimm genug...

Lieber Günter Grass,
Sie haben über 60 Jahre verschwiegen, dass Sie Mitglied der Waffen-SS waren. Auch Verschweigen ist Lügen.

Und so nimmt das gesammelte Lügen der Menschheit apokalyptische Ausmaße an.

Niemals hätten Sie als SS-Verführter Wahlkampf für Willy Brandt machen können [...].

Aber für Helmut Schmidt.


Lieber Fidel Castro,
tick-tack tickt die Uhr.

Und hick-hack hackt der Wagner.

Für das größte Ereignis Ihres Lebens, das „Große Ende“, lassen Sie sich Zeit.

So ist es halt, das Leben als couch potatoe.

Sterben ist wie, wenn Tränen über die Wangen laufen.

Und das zu lesen ist wie wo, wenn denn kein Hirn mehr (nachher).


Liebe Raucher,

Ja?

Hitler war Nichtraucher.

Ah. Danke.



Liebe Ballack-Bürste
,
eigentlich schneiden sich Frauen die Haare ab, wenn sie Liebeskummer haben oder lesbisch werden. Bei geringerem Leid stellen sie nur die Möbel um, die kleinen Zeichen der Wiedergeburt.

Willkommen im 21. Jahrhundert.

Männern werden die Haare geschoren, wenn sie zum Militär müssen oder Läuse haben. Ich hatte mit vier Jahren Läuse. Meine Mutter schor mir mein Haar und ich schrie und schrie.

Und heute? Er schreibt und schreibt.

Der kahl geschorene Ballack sieht für mich humorlos aus, grob, rücksichtslos, unschön – irgendwie dumm.
Männlich sind für mich lange Haare. Ich selbst habe lange Haare.

Und männlicher geht's nimmer.



Lieber Rudi Carrell,
von Ihrem Ableben erfuhr ich gestern morgen aus dem Autoradio, wo sie die Nachrichten in 5, 6 Worte zusammenpressen. Carrell, 71, TV-Entertainer, Kettenraucher, Lungenkrebs, tot.

Wagner, 63, "Chefkolumnist", Kettenraucher, Krawallnudel, dumm.

Aber das Furchtbarste ist, daß der tote Rudi Carrell im Himmel weiterraucht und ich auf Erden.

Da gebe ich Ihnen Recht: umgekehrt wär's netter.


Liebes, neues, schönes Deutschland,
das schönste Wort in jeder Sprache ist sicher das Wort Liebe.

Außer im Englischen: cellar door.

Was für ein Land lieben wir. Ein Land ist zunächst einmal eine Landschaft. In der Landschaft steht eine Kirche, an der ein Bach vorbeirauscht. Ich sehe Blätter und kleine Zweige und Forellen, die man angeln kann. Ich sehe Ackerwege, die zu einem Dorfplatz führen. Ich sehe Bauernhöfe mit Gänsen und Hühnern. Und ich sehe die Bäuerin, die eingelegte Gurken verkauft. Die Landschaft ist leicht hügelig, spät kommt die Abendsonne. Die Menschen falten friedlich ihre Hände. Es sind Hände, die gearbeitet haben, die in nassen Schlamm gegriffen haben, verfaulte Blätter aussortierten.

Hauptsache, man hat's im Kopf. Oder am?


5 Kommentare:

  1. Großartig!
    Besonders schön finde ich den Brief an das liebe, neue, schöne Deutschland. Klingt ein wenig wie Bauernromantik und Kraft durch Freude.
    Und Freude macht auch das schicke Bild: 9 Punkte!

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  2. Bauernkitsch, aber hallo.

    Mein Favorit war Hitler.

    Uh, das klang jetzt anders als beabsichtigt... noch'n Versuch:

    Hitler war super.

    Äh, Mist. Erneut:

    Die völlig überflüssige Bezugnahme des FJW auf den Gröfaz ist mit Gold nicht aufzuwiegen.

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  3. @Thaden: Erstens gibt's nur alle Jubelmonate vom Tomayer was für'n Wagner aufs Mündchen. Zweitens ist aber das allgemeine BILD-Zitieren ein lust'ger Freizeitvertreib des Tomayer Horst. Drittens würde ich mein Verhalten ungern danach ausrichten, was BILD macht oder läßt.

    @Roi: Für's Wagnerische war dein Post allerdings etwas sarkastisch und, darf ich's sagen, niveauvoll.

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  4. Mag ja sein, dass da in der konkret auch schon mal vorkam, ich allerdings kannte es nicht, habe mich amüsiert und vergebe 9 Punkte.

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